Noch liegen große Teile der internationalen Veranstaltungsbranche im Dornröschenschlaf, doch das könnte sich bald ändern. Die nötigen Werkzeuge liegen bereit.
Zweifellos hat die globale COVID-Pandemie einen tiefen Einschnitt hinterlassen. Nach monatelanger Zwangspause und einem nervenzerrüttenden Vexierspiel aus ständig wechselnden Vorschriften sind viele Veranstalter am Ende ihrer Kräfte. Doch das Schlimmste scheint vorüber, und wer die Flaute mit einem blauen Auge überstanden hat, kann wahrscheinlich bald wieder loslegen. Allzu große Hoffnungen auf eine rasche Rückkehr zum gewohnten Geschäftsgang sind zwar nicht angebracht, aber die Branche steht ohnehin vor der Aufgabe, sich grundlegend neu aufzustellen. Da kann es nicht schaden, an der eigenen Resilienz zu arbeiten und Herausforderungen als Chance zu begreifen.
Nicht unerwähnt soll bleiben, dass die Pandemie auch einige Profiteure hervorgebracht hat, während ein Großteil der Branche mithilfe staatlicher Unterstützung immerhin das Schlimmste abwenden konnte. Zu den Profiteuren zählen jene, die bereits vor der Pandemie mit virtuellen Räumen, vernetzten Systemen und digitalen Formaten gearbeitet haben. Ohne sie wäre es kaum möglich gewesen, so rasch auf neue Veranstaltungsformen auszuweichen, auch wenn diese oftmals nicht mehr als ein Kompromiss waren. Ein Konzert via Streaming abzuhalten, ja selbst ganze Produktionen über das Internet zu managen, mag problemlos über die virtuelle Bühne gehen. Viele Messeveranstalter mussten aber feststellen, dass hybride oder rein virtuelle Messen doch nicht die großen Problemlöser sind. Nicht nur wegen der gewöhnungsbedürftigen Interaktion zwischen Ausstellern und Besuchern, sondern vor allem weil eine virtuelle Messe einfach nicht kostendeckend ist und zudem die physische Begegnung entwertet. Als Konsequenz hat die Messe Berlin die Fachmesse Stage|Set|Scenery vorerst einmal auf Eis gelegt.
Die meisten Veranstalter sind sich einig, dass eine Live-Veranstaltung durch Online-Inhalte nicht ersetzt, sondern bestenfalls ergänzt werden kann. Ein Großteil der Aussteller und Besucher pflichtet gerne bei. Somit nimmt der Veranstaltungskalender für 2022 bereits konkrete Formen an, während der Rest dieses Jahres noch von Vorsicht diktiert wird. Die internationale Leitmesse ISE (Integrated Systems Europe), eigentlich für Juni 2021 am neuen Standort Barcelona geplant, wird nun doch nicht wie vorgesehen über die Bühne gehen, sondern muss improvisiert werden. Sogar ein Megaevent wie die Olympischen Sommerspiele in Tokio könnte in letzter Sekunde abgesagt werden, während das berüchtigte Oktoberfest dieses Jahr nicht in München stattfinden soll, sondern in Dubai. Die Frankfurter Musikmesse, ursprünglich auf den Herbst dieses Jahres verlegt, fällt komplett aus und wird 2022 in neuer Form, aber wie gewohnt die Prolight + Sound begleiten.
Durch den weitgehenden Wegfall großer Messen für Studio-, Bühnen- und Veranstaltungstechnik sind viele Unternehmen der Möglichkeit beraubt worden, ihre Neuheiten vorzustellen. Diese wären aufgrund der branchenübergreifenden Flaute ohnedies auf wenig Interesse gestoßen, weshalb viele technische Entwicklungen eine längere Pause eingelegt haben. Nun sollen sie wieder an Fahrt aufnehmen, wobei ein verändertes Umfeld zu berücksichtigen ist. Die Ära der ständigen Jagd nach neuen Superlativen scheint beendet. Nun geht es darum, intelligente Lösungen zu entwickeln, die auf gesellschaftliche Fragen Bezug nehmen. Es gibt viel zu tun. Und wer ganz vorne mit dabei ist, hat gute Chancen, die Folgen der COVID-Pandemie bald hinter sich zu lassen.
Ein kleiner Rundblick über die Veranstaltungstechnik zeigt, dass viele Hersteller ganz und gar nicht untätig waren, sondern pfiffige oder extravagante Lösungen entwickelt haben. Einige davon sollen in diesem kurzen Round-up gewürdigt werden. Auffallend ist, dass neben zahlreichen digitalen Lösungen die gute alte Analogtechnik wieder verstärkt Zuspruch bekommt. Ein Zeichen, dass das Beste oft durch Kombination zweier Welten erreicht werden kann.
Adam Hall LD-Systems MAUI 44 G2
Soeben mit dem begehrten Red-Dot-Award für herausragendes Design gewürdigt, zeigt die Lautsprecherserie MAUI, dass gute Klangeigenschaften einem ansprechenden Äußeren nicht entgegenstehen. Die minimalistische Form geht auf die Firma Porsche Design zurück und fügt sich unauffällig in nahezu jede Indoor- und Outdoor-Umgebung ein. Neuzugang und vorläufiges Spitzenmodell ist das aktive Säulensystem 44 G2, das sich besonders für Solomusiker und DJs eignen soll.
Audio Technica ES945/947
Eine neue Generation der beiden Grenzflächenmikros ES945 und ES947 kommt aus dem Hause Audio Technica. Das ES945 mit Kugel- und das ES947 mit Nierencharakteristik sind für Festinstal-lationen gedacht und zusammen mit Systeminte-gratoren entwickelt worden. Beide sind mit der
UniGuard-Technologie ausgestattet, die hilft, hochfrequente Einstreuungen wirkungsvoll zu vermeiden. Die neuen Mikros sind in einer Vielzahl an Varianten erhältlich, um sie exakt auf die jeweilige Raumanforderung anpassen zu können.
Universal Audio LUNA
Mit LUNA, soeben in neuer Version erschienen, bietet Universal Audio eine komplette hochwertige Studio-Software, die auf den unternehmenseigenen Apollo-Wandlereinheiten für den Macintosh aufbaut und diese in ein Echtzeitsystem integriert. Neben hochwertigen Wandlern bieten die Apollo-Interfaces leistungsstarke DSPs für die Berechnung zahlreicher Plug-ins von Firmen wie Antares, Studer, Neve, Moog oder Eventide.
Mackie Onyx 24
Mit den analogen Mischpulten der Onyx-Serie hat Mackie wahre Klassiker in modernisierter Form neu aufgelegt. Von -Details abgesehen, gab es im Grunde nicht viel zu verändern. Nach wie vor legendär sind die robuste Bauweise, solide analoge Schaltungstechnik, der Perkins-Equalizer und die hochwertigen Mikrofon-Vorverstärker. Über den USB-Ausgang sind Mehrspur-Aufnahmen in 24-Bit-Auflösung und mit 96-kHz-Abtastrate möglich. Je nach Anforderung sind die Onyx-Mischpulte mit acht bis 24 Kanälen ausgestattet.
Imperative Audio Portable Vocal Booth
Das neue Unternehmen Imperative Audio stellt mit der Port-able Vocal Booth (PVB) eine -Lösung vor, die hochwertige Sprach- und Gesangsaufnahmen auf kleinstem Raum ermöglicht. Der zylindrische Alu-Aufbau in Kabinenform ist an der Innenseite mit schalldämmendem Material ausgekleidet, was für erstaunlich gute Messwerte sorgt. Das ganze Konstrukt lässt sich in
der Höhe verstellen und ermöglicht sogar Overhead–Mikrofonie.
Rogers LS3/5A
Freunden guten Klangs sind die hochwertigen Lautsprecher der englischen Firma Rogers seit Langem ein Begriff. Die LS3/5A-Serie geht auf eine Konstruktion der BBC aus den 1970er-Jahren zurück, die einen kompakten Lautsprecher für mobile Anwendungen benötigte und mangels eines passenden Angebots selbst einen entwarf. Diesen Referenz-Lautsprecher fertigte Rogers bis weit in die 1990er-Jahre hinein, nun wird er wieder aufgelegt. Neben der Originalversion soll es auch eine Studio Edition (SE) geben.
Robe T2 Profile
Die tschechischen Beleuchtungsexperten Robe stellen einen neuen Moving-Head-Schweinwerfer vor, den T2 Profile. Mit -einer maximalen Lichtleistung von 17.500 Lumen kann er auch große Räume wirkungsvoll in Szene setzen. Mit den deutlich schwächeren Scheinwerfern der T1-Serie teilt sich der T2 die LED-Engine und lässt sich daher problemlos im Verbund einsetzen. Praktische Details wie die eingebaute Selbstkalibrierung und Bewegungsstabilisierung erfreuen den Lichttechniker.
Austrian Audio Hi-X65
Lang gedienten Audio-Profis ist die Firma Austrian Audio noch als AKG (Akustische und Kino-Geräte) geläufig. Seit Übernahme durch den Samsung-Konzern ist der Wiener AKG-Standort Geschichte. Ehemalige AKG-Mitarbeiter gründeten daraufhin Austrian Audio und fertigen weiterhin hochwertige Kopfhörer und Mikros. Der professionelle Abhörkopfhörer Hi-X65 ist der erste des Unternehmens in offener Bauweise. Die Bezeichnung deutet auf die verbauten High-Excursion-Treiber hin, die schon in den Vorgängermodellen zum Einsatz kamen.
Foto: Imperative Audio
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Quelle: Messe & Event Magazin
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